F: |
Was hat Sie bewogen, gerade Ihren Beruf zu ergreifen? Als Familienrichterin wird mir das Defizit, das gerichtlichen Entscheidungen eigen ist, regelmäßig vor Augen geführt. Und auch das Faktum, dass gerichtliche Entscheidungen den Parteien ihren Handlungsspielraum nehmen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, ergänzend zu meinem Beruf als Familienrichterin als Mediatorin zu arbeiten, um so meinen KlientInnen den Weg zu einer alle Familienmitglieder berücksichtigenden, einvernehmlichen Lösung aufzeigen zu finden. |
F: |
Welche besonderen Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach in Ihrem Beruf gefordert? Empathie, ein hohes Ausmaß an fachlichem - rechtlichem und psychologischem - Wissen und die Freude, meinen KlientInnen dabei zu unterstützen, eine gute, zukunftsorientierte Lösung für alle Familienmitglieder zu finden. |
F: |
Weshalb haben Sie sich gerade für Ihre Arbeitsschwerpunkte entschieden?
Weil die Erfahrung vor Gericht zeigt, dass konsensuale Lösungen - mögen diese die eigenen Erwartungen auch nicht voll erfüllen - von den Parteien deutlich besser akzeptiert werden als gerichtliche Entscheidungen. Und aus dem Wissen, mit welchen emotionalen und finanziellen Belastungen Gerichtsverfahren verbunden sind; zumal ohne konsensuale Lösung immer mehrere Verfahren - Scheidung - Unterhalt - Kindesunterhalt - Aufteilung - geführt werden müssen. |
F: |
Was erachten Sie als Ihren bisher größten beruflichen Erfolg?
Meinen Beitrag bei der Implementierung des 'Gerichtsinternen Einigungsverfahrens' im Sprengel des Oberlandesgerichtes Wien. Dieses Pilotprojekt wird von einigen Gerichten im Sprengel des OLG Wien als Alternative zur Mediation angeboten wird. Im freiwilligen Einigungsverfahren versuchen Einigungsrichter ohne Entscheidungsbefugnis, geeignet erscheinende Rechtsstreitigkeiten mit alternativen Methoden der Streitbeilegung die Parteien bei einer einvernehmlichen Lösung ihres Konflikts zu unterstützen. Die erzielte Lösung wird dann in die Form eines gerichtlichen Vergleichs gekleidet. Als Einigungsrichter werden idR Richter des jeweiligen Gerichts mit Mediationsausbildung tätig. Das Verfahren ist (abgesehen von eigenen Vertretungskosten) kostenfrei. Dieses Pilotprojekt widmet sich nicht nur familiären Streitigkeiten, sondern auch bei geschäftlichen Auseinandersetzungen. |
F: |
Wodurch glauben Sie, könnten die Menschen vermehrt für Ihre Dienstleistungen interessiert werden? Durch Beratung und die Vermittlung des Wissens, dass eine jahrelange Verstrickung in Scheidungs-, Aufteilungs- und Obsorgeverfahren der gesamten Familie Nerven, Lebenszeit und Lebensqualität raubt, von den finanziellen Folgen ganz zu schweigen. |
F: |
Arbeiten Sie auch mit Berufskolleg*innen oder mit Expert*innen aus anderen Berufsgruppen zusammen? Meine Arbeit ist ausnehmend interdisziplinär. Ich arbeite bei Gericht als 'Einigungsrichterin', biete somit KollegInnen an, ausgewählte Verfahren mit Zustimmung der Parteien als bei Gericht tätige Mediatorin zu lösen. Ich arbeite eng mit dem Jugendamt, mit der Familiengerichtshilfe, Sachverständigen und PsychologInnen zusammen. |
F: |
Bieten Sie auch selbst Veranstaltungen an (Seminare, Workshops, Gruppen, Vorträge usw.)? Meine Tätigkeit umfasst auch eine regelmäßige Vortrags- und Seminartätigkeit, so an der Sigmund Freud Privat Universität Wien (Vorlesung Kind und Recht), an der Akademie für Recht und Steuern zu ausgewählten kundschaftsrechtlichen Fragen sowie beim Bundesverband der österreichischen PsychologInnen. Hinzu kommen Vorträge auch im Ausland, so beispielsweise im Oktober 2015 in Portoroh/Slowenien zur Anhörung des Kindes. |
F: |
Welches Ziel wollen Sie in Ihrem Beruf noch erreichen? Das Wissen um die Sinnhaftigkeit von Mediation zu verbreiten und möglichst vielen Menschen dabei zu helfen, gute, einvernehmliche und schonende Lösungen für alle Beteiligten zu finden. |
F: |
Was bedeutet für Sie Glück? Gesundheit, Familie und die Fähigkeit, sich am Moment zu erfreuen |
F: |
Wenn Sie die berühmte "Gute Fee" nach drei Wünschen fragen würde, welche würden Sie äußern? Frieden, Gesundheit und eine intakte Familie |
F: |
Welche drei Gegenstände würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Bücher, Musik und Schreibzeug |
F: |
Was ist Ihr Lebensmotto? Nur mit dem Herzen siehst Du wirklich gut |
F: |
Welche wichtige Frage haben Sie in diesem Interview vermisst? Keine |